DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT
Nach dem erfolgreich verfilmten Jakobsweg-Bestseller „Ich bin dann mal weg“ veröffentlichte der Entertainer Hape Kerkeling 2014 mit „Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich“ autobiographische Kindheitserlebnisse. Die renommierte Regisseurin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“) bringt das persönliche Buch nun als herzliche, prominent besetzte Tragikomödie ins Kino. Ihr gelingt ein gut unterhaltendes und hochwertig ausgestattetes Biopic im Ruhrpott-Milieu der 1970er Jahre. Der berührende, teils tieftraurige Film über Familienbande punktet insbesondere mit dem treffsicher besetzten Nachwuchsdarsteller Julius Weckauf.
Recklinghausen 1972: Der neunjährige Hans-Peter (Julius Weckauf) bringt die Menschen um ihn herum zum Lachen, indem er die Marotten der Erwachsenen parodiert. So unterhält der aufgeweckte Junge seine Mutter Margret (Luise Heyer), Vater Heinz (Sönke Möhring), Oma Änne (Hedi Kriegesgott) und die übrige Verwandtschaft, wenn diese an Karneval oder zur Kommunionsfeier zusammenkommen. Zwei besondere Bezugspersonen sind die Großeltern mütterlicherseits (Maren Kroymann, Joachim Król), die in der Wohnung gegenüber leben. Als Hans-Peters Mutter in eine Depression rutscht, will der Junge ihre Traurigkeit mit Humor auffangen.
In ihrer Adaption des autobiographischen Kerkeling-Buchs verortet Caroline Link die frühe Inspiration des späteren Berufsentertainers im Familienumfeld. Einerseits birgt die weitläufige Verwandtschaft – wie wohl jede Familie – reichlich parodistisches Potential, andererseits dient sie dem Jungen als bunt durchmischtes Testpublikum und moralische Stütze. „Du wirst berühmt,“ sagt die Großmutter.