DER WILDE WALD – Natur Natur sein lassen

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Die Regisseurin und Produzentin Lisa Eder ist im Naturfilmbereich kein unbeschriebenes Blatt. Immerhin führte sie bereits bei „Die Alpen von oben“ Regie und hat unter anderem in Bayern, Kenia, auf den kanarischen Inseln und in verschiedenen Nationalparks gefilmt. Ihr neuer Dokumentarfilm „Der wilde Wald“ erzählt vom Nationalpark Bayerischer Wald, dem ersten international anerkannten Nationalpark Deutschlands. Den Fokus legt Eder auf die Beziehung der Menschen zur Natur im Allgemeinen und jene zum Naturschutzgebiet Bayerischer Wald im Speziellen. Seine Deutschland-Premiere feierte der ausgewogen-informative und zugleich atmosphärische Film beim DOK.fest München.

Als der Bayerische Wald 1970 zum ersten international anerkannten deutschen Nationalpark gekürt wurde, war das Konzept, den Wald in keiner Weise zu bewirtschaften und sich selbst zu überlassen, ganz neu und nicht unumstritten. Zusammen mit dem benachbarten tschechischen Nationalpark Šumava ist der Bayerische Wald heute das größte Waldschutzgebiet in ganz Mitteleuropa. Das urwüchsige Areal dient unzähligen Tier- und Pflanzenarten als „Arche Noah“, zugleich nutzen Menschen das Gebiet als Erholungsgebiet. Lisa Eders Dokumentarfilm „Der wilde Wald“ porträtiert den Wald aus verschiedenen Perspektiven heraus, wobei ihr Fokus nur nebenher auf der Funktionsweise des Ökosystems Wald und der Lebensweise der Wildtiere liegt, sondern auf der spannungsreichen Beziehung des Menschen zur Natur. Auf formaler Ebene sind dafür die regelmäßig erzeugten Kontraste zwischen der Natur auf der einen und Autobahnen oder der Landwirtschaft auf der anderen Seite symptomatisch.

Der Respekt vor der Natur ist Eders Film jederzeit anzumerken, ebenso die Faszination für die natürlichen Kreisläufe, das Werden und Vergehen. Dass die Filmemacherin dennoch verschiedene Argumente zulässt und die Einschätzung des Für und Wider letztendlich dem Publikum überantwortet, ist eine souveräne Stärke ihres zwar engagierten, doch jederzeit sachlichen Beitrags. Eder liefert trotz mancher Schubser in Richtung Naturschutz keine vorgefertigte Meinung, sondern trägt zur nüchternen Meinungsbildung bei und regt zur Reflektion der menschlichen Stellung in der Natur ein.