GUNDA

Die Wirklichkeit anderer Lebewesen spürbar zu machen, gehört zu den größten Kräften des Kinos. Wie warm und schmerzhaft zugleich das sein kann, zeigt Victor Kossakovskys Dokumentarfilm GUNDA.

Der Regisseur zeigt in fein komponierten, meditativen Bildern das Landleben aus Sicht von Haus- und Hoftieren. Es gibt weder Musik noch Kommentare, und Menschen spielen keine Rolle. Der scheinbare Minimalismus formt sich schnell zu einer verblüffenden und enorm wirkungsvollen Bildsprache, die einerseits visuelle Meisterschaft und andererseits die starke Zuwendung zu den gezeigten Tieren und generell zum Leben offenbart. Victor Kossakovskys Dokumentarfilm GUNDA folgt der titelgebenden Sau, ihrem Nachwuchs, ein paar Hühnern und einer kleinen Rinderherde. Es sind allein das eigene Leben der Tiere und ihre Wirklichkeit, die zum Kern eines bewegenden Blicks auf die Lebewesen werden, die wir täglich essen – ganz ohne Ausrufezeichen oder Appelle.

In glänzend schwarz-weißen Kamerafahrten erkundet GUNDA das Leben der Hauptfiguren, immer aus ihrer Augenhöhe und in respektvoller Distanz, die zugleich intime Nähe zu den Tieren schafft: Wann bietet sich schon die Zeit und Gelegenheit, einer Gruppe Ferkel und ihrer Mutter in Ruhe dabei zuschauen zu können, wie sie durch das Unterholz streifen? Wie oft kommt es vor, dass man einem Schwein tief in die Augen blicken kann, jede Borste auf seiner Stirn wahrnimmt, gemeinsam einen kurzen Augenblick bei ihm voller Wärme verweilt?

GUNDA wurde beim 28. »Filmfest Hamburg« im Herbst 2020 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.