KIRCHEN & KINO: HOLY SPIDER
Kirchen & Kino.
Der Filmtipp, ein ökumenisches Projekt, präsentiert Filme, die von der evangelischen und katholischen Filmarbeit in Deutschland und der Schweiz als Film des Monats bzw. als Kinotipp der katholischen Filmkritik hervorgehoben wurden. Es sind Überzeugende Filme, die unabhängig von ihrer jeweiligen geistigen Beheimatung die Sehnsucht nach dem Anderen, nach einem „Mehr des Lebens“, aufrechterhalten.
Mit seinem dritten Spielfilm „Holy Spider“ wurde der in Dänemark lebende iranische Regisseur Ali Abbasi zum zweiten Mal zu den Filmfestspielen von Cannes eingeladen, wo seine Mischung aus Serienkillerfilm und Sozialdrama im Wettbewerb gezeigt wurde. Basierend auf einem wahren Fall, der Anfang der Nuller Jahre die iranische Gesellschaft erschütterte beschreibt Abbasi ein Land voller Vorurteile und patriarchalischer Strukturen, in der Frauen wenig und Prostituierte gar keinen Wert haben.
Ein Serienkiller treibt in Mashhad, der zweitgrößten Stadt des Irans und ihr religiöses Zentrum, sein Unwesen. Auf Prostituierte hat es der Täter abgesehen, der eigentlich treusorgender Familienvater von drei Kindern ist. Doch Saeed (Mehdi Bajestini) hat auch eine dunkle Seite und sieht es als seine religiöse Pflicht an, die Gesellschaft von Elementen zu befreien, die in Schande leben.
Dass er mit dieser Haltung in der erzkonservativen Gesellschaft des Irans, die von religiösen Fundamentalisten und ihrer Auslegung des Korans geprägt ist, nicht allein steht, beweist die nachlässige Ermittlungsarbeit der Polizei. Großes Interesse daran, den Täter zu schnappen, haben sie nicht, wie die Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi) schnell feststellt. Aus der Hauptstadt Teheran ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, auch weil sie eine gute Geschichte wittert, vor allem aber, weil sie selbst am Rand der Gesellschaft steht. Als alleinstehende Frau um die 30 wird sie oft verdächtigt, sich unsittlich zu verhalten, dass sie zudem raucht und wegen einer angeblichen Affäre mit ihrem Chef gefeuert wurde, lässt sie erst recht als Paria erscheinen.