IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT

Geplant ab 01.12.22

Glanz und Elend eines untergehenden Systems: Der ungewöhnliche Blick zurück – nicht im Zorn, sondern mit trotziger Melancholie – zeigt die Undergroundszene der DDR kurz vor der Wende, als so vieles in Bewegung war und alles möglich schien. Er zeigt aber auch eine noch immer aktive Repressionsmaschinerie. Aelrun Goettes lang erwarteter neuer Spielfilm fängt perfekt den Zeitgeist ein. In der Geschichte von Suzie, die vom angepassten Mädchen zur Rebellin wird, verknüpft sie ihre eigene Autobiographie mit historischen Aspekten und mit dem Lifestyle der End-Achtziger-Jahre. 

Susanne, genannt Suzie – ihre Mutter war Suzie-Quatro-Fan – steht kurz vor dem Abitur. Damit gehört sie zu einer Gruppe von Auserwählten, die in der DDR studieren dürfen, ein Privileg, das nur wenige genießen, was Suzie durchaus bewusst ist. Eines Tages wird sie auf offener Straße von Volkspolizisten kontrolliert. Bei der folgenden Durchsuchung findet sich bei ihr ein verbotenes Buch: „1984“ von George Orwell. Sie hat noch Glück im Unglück, denn sie landet dafür nicht im Gefängnis, wie so viele andere, sondern sie darf sich „in der Produktion bewähren“. Das heißt, sie muss die Oberschule verlassen und wird zwangsweise Lehrling in einem Metallberuf, Fabrikarbeiterin also. Also kein Abitur, kein Literaturstudium, keine Aussicht auf die ersehnte Karriere als Schriftstellerin.

Zähneknirschend beginnt Suzie die Ausbildung und leistet schwere körperliche Arbeit in einem harten Job, mit dem sie absolut nichts zu tun hat (und haben will) und bei dem sie zusätzlich von ihren Kolleginnen ständig und mit Argusaugen beobachtet wird. Jeden Morgen muss sie mit der Straßenbahn zu der verhassten Fabrik fahren, in aller Frühe. Dabei wird Suzie, die wehmütig aus dem Fenster schaut, von einem Unbekannten fotografiert und findet wenig später zu ihrer Überraschung ihr Konterfei in der viel gelesenen Zeitschrift „Sybille“ wieder. Daraus entwickelt sich schließlich über mehrere Umwege der Beginn einer Karriere als Model, damals noch Mannequin genannt. Und diese Karriere hat Folgen, nicht nur für ihre Ausbildung: Suzie findet neue Freunde, von denen die meisten zur Underground-Szene der DDR gehören. Es dauert jedoch nicht lange, und die Stasi steht bei Suzie vor der Tür. Sie muss sich entscheiden, auf wessen Seite sie steht.