LIVING: Einmal wirklich Leben
Lange schon träumte Kazuo Ishiguro, in Japan geboren, in England aufgewachsen, davon, ein englischsprachiges Remake von Akira Kurosawas Film „Ikiru“ (1952) zu schreiben. Er dachte dabei immer an Bill Nighy. Bei einer zufälligen Begegnung stellte er ihm die Idee vor. Nighy kannte Kurosawas Film nicht, sah ihn sich aber an und erklärte Ishiguro, dass er die Rolle gerne spielen würde. Es ist die Rolle eines Beamten, der im Trott des Alltags verlernt hat, was es heißt, wirklich zu leben. Bis ihm aufgrund einer Krankheit kaum noch Zeit bleibt.
London im Jahr 1953: Mr. Williams (Bill Nighy) ist ein Beamter, der streng nach Vorschrift handelt, jedweden Idealismus verloren hat und Vorgänge auch einfach zu den Akten legt, wenn sie sich nicht klären lassen. So wie die Petition einiger Damen, die die Stadt ersuchen, in ihrem Viertel einen Spielplatz zu bauen. Doch dann erhält Mr. Williams eine erschütternde Diagnose. Er hat nur noch wenige Monate zu leben. Nun muss er sich fragen: Hat er überhaupt jemals wirklich gelernt? Und könnte er es zumindest jetzt in seinen letzten Monaten?
Akira Kurosawas Film basiert auf einem Roman von Leo Tolstoi. „Living“ ist eine Adaption von „Ikiru“. Dabei geht man sogar soweit, dass man die Handlung wie im Originalfilm in den frühen 1950er Jahren spielen lässt. Für Regisseur Oliver Hermanus war das durchaus herausfordernd, denn er wollte mit seinem Film den Eindruck erzeugen, ein Werk zu präsentieren, das wirklich vor mehr als 70 Jahren produziert worden ist. Dazu setzt er auf ein 4:3-Bildformat, nutzt aber auch eine heute gar nicht gängige Schnittform. Er lässt Szenen den Raum sich zu entfalten. Die schnelle Schnittabfolge modernen Kinos lässt der Regisseur gänzlich fallen. Die Farbpalette ist den Filmen der damaligen Zeit angepasst. Für die einleitende Sequenz wurden Aufnahmen von London aus alten Wochenschauen digital überarbeitet. Dazu kam eine klassische Schriftart für die Stabsangaben und eine Musik, die auch altmodisch anmutet.
Ab 6 J. / 102min.