NIGHTMARE ALLEY

Regie: Guillermo del Toro mit Bradley Cooper + Cate Blanchett. 

Amerika in einer nicht näher definierten Vergangenheit. Zu Zeiten, als Jahrmärkte noch mit der Zurschaustellung von „Freaks“ ihr Publikum zu begeistern versuchten. Genau zu dieser Zeit zieht es den ehrgeizigen Stanton Carlisle (Bradley Cooper) zu einer Gruppe von Schaustellerinnen und Schaustellern, angeführt von dem rigorosen Clem Hoatley (Willem Dafoe).

Dieser präsentiert seinem neuesten Mitglied ganz stolz einen gefangenen, halb verhungerten Mann, der sich tagtäglich dafür begaffen und beklatschen lassen muss, dass er infolge immensen Hungers lebendige Hühner verspeist und dadurch als eine Art „menschliches Monster“ beworben wird. Viel interessanter als diese menschenunwürdige „Attraktion“ findet Stanton allerdings die charmante Molly (Rooney Mara). Genauso wie die „Mentalistin“ Zeena (Toni Collette), in deren Fußstapfen er nach einem tragischen Schicksalsschlag tritt. Doch die Auftritte mit dem Jahrmarkt genügen ihm nicht. Gemeinsam mit Molly zieht er in die Großstadt und macht sich dort als Mentalist einen Namen. Daraufhin wird die resolute Psychiaterin Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett) auf ihn aufmerksam. Und diese hat ganz spezielle Pläne mit ihrem gutaussehenden, neuen Patienten…

Im Jahr 1946 veröffentlichte der Schriftsteller William Lindsay Gresham seinen Debütroman „Nightmare Alley“, der im Deutschen unter dem Titel „Der Scharlatan“ erschient. Nicht einmal ein Jahr später inszenierte der zum damaligen Zeitpunkt für Filme wie „Love“ (1927) und „Grand Hotel“ (1932) bekannte Regisseur Edmund Goulding einen gleichnamigen Film Noir, basierend auf ebendieser Geschichte, in der Superstar Tyrone Power die Hauptrolle des Stanton Carlisle übernahm. Auch Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) präsentiert im Zentrum seines neuesten Films einen absoluten Hollywood-A-Ligisten; noch dazu einen verdammt gutaussehenden. Bradley Cooper („A Star is Born“) verkörpert „seinen“ Stanton Carlisle noch mehr als sein Vorgänger als verführerischen, gleichermaßen aber auch selbst verführten Scharlatan, der, angezogen vom schnellen Ruhm, in düstere Gefilde eintaucht, eigene Prinzipien über Bord schmeißt und am Ende zu jener Art Mensch wird, die er zuvor noch verachtet hat. „Nightmare Alley“ ist eine rückwärts aufgezogene „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte und erzählt unter Zuhilfenahme diverser Gruselfilm-Motive von einem radikalen Absturz, der letztlich viel interessanter ist, als die vielen inszenatorischen Sperenzchen, mit denen del Toro eigentlich nur Effekthascherei betreibt.