ORIGINAL FRANZÖSISCHE FASSUNG: PETITE MAMAN – Als wir Kinder waren
ORIGINAL FRANZÖSISCHE FASSUNG mit dt. Untertiteln und einem Glas Wein, präsentiert von der Deutsch-Französische Gesellschaft Gütersloh.
In Céline Sciammas neuestem Film verschmelzen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wenn ein Mädchen Freundschaft mit einer Gleichaltrigen schließt, die sich als ihre eigene Mutter entpuppt. „Petite Maman“ ist trotz der kurzen Laufzeit ein komplexer, vielschichtiger Film geworden, der geschickt mit Fantasy- und Mystery-Elementen kokettiert. Es geht um die Kraft der Imagination, Mutter-Kind-Beziehungen und verdrängte Erinnerungen. Ein sehenswerter kleiner, melancholischer Zeitreise-Film.
Nach dem Tod ihrer Großmutter hilft die achtjährige Nelly (Joséphine Sanz) ihren Eltern (Nina Meurisse, Stéphane Varupenne) beim Aufräumen eines alten Hauses. Es handelt sich um jenes Haus, in dem ihre Mutter Marion einst ihre Kindheit verbracht hat. Entsprechend sind für Marion das Haus und die Umgebung von (nicht immer nur guten) Erinnerungen geprägt. Nelly hingegen genießt es, mehr über die Vergangenheit herauszufinden und die Geschichten, die Marion im nahen Wald und im Baumhaus erlebt hat. Als ihre von Depressionen geplagte Mutter eines Tages plötzlich abreist, lernt Nelly im Wald ein gleichaltriges Mädchen kennen. In den folgenden Tagen verbringen Nelly und das Mädchen viel Zeit miteinander und werden Freundinnen. Der Name des Mädchens: Marion. Bald wird klar, dass Nelly durch eine Zeitschleife 25 Jahre in die Vergangenheit gereist ist.
Nicht einmal 75 Minuten lang ist das neueste Werk der Französin Céline Sciamma, das auf der diesjährigen Berlinale Weltpremiere feierte. Dennoch gelingt „Petite Maman“ trotz der kurzen Laufzeit eine umfassende, komplexe Betrachtung der Themenfelder Verlust, Annäherung, Kindheit und elterliche Liebe. Dabei geht es der 43-jährigen Regisseurin, die 2011 ihren Durchbruch mit dem Drama „Tomboy“ feierte, trotz der immer wieder aufflammenden, subtilen Mystery- und Spuk-Elemente nie um plakative Twists oder unerwartete Wendungen. Im Gegenteil: Schon der Filmtitel lässt darauf schließen, dass es sich bei dem Mädchen, das Protagonisten Nelly im Wald kennenlernt, um die eigene Mutter handelt.