RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit

SOMMERFILMTAGE! Am Mi. 28.08.19

Mittlerweile ist sie 85 Jahre alt und immer noch Mitglied des Obersten Gerichtshofs der USA: Ruth Bader Ginsburg wurde als zweite Frau überhaupt in dieses Amt berufen. Wegen ihrer grundlegenden Arbeiten zur Gleichstellung der Geschlechter ist die Juristin seit den 70er Jahren bekannt, inzwischen ist sie fast ein Popstar – ein Vorbild für viele Mädchen und ein Symbol für die liberale Justiz im Trumpland.

Betsy West und Julie Cohen zeichnen in ihrer klassischen Dokumentation ein respektvolles Porträt der alten Dame. Für politisch Interessierte sicherlich ein lohnender Film und eine gute Gelegenheit, eine überaus scharfsinnige Frau kennenzulernen.

In den USA ist Ruth Bader Ginsburg, besser bekannt als RBG, mit vielen Äußerungen bekannt geworden. Einer davon lautet: “I ask no favor for my sex. All I ask of our brethren is that they take their feet off our necks.” Frei übersetzt ungefähr: „Ich bitte nicht um Wohlwollen für mein Geschlecht. Alles, worum ich unsere Brüder bitte, ist, dass sie ihre Füße aus unserem Genick nehmen.“ Schon dieses Zitat zeigt viel von dem, was RBG ausmacht: Mut, Radikalität, Scharfsinn und Humor.

In den USA ist sie mittlerweile eine Art Pop-Ikone – es gibt RBG-Masken, Fanclubs mit eigenen Webseiten, und sie wurde in Saturday Night Life parodiert, was gar nicht so leicht ist, denn die kleine, zarte Frau mit der strengen Frisur und den großen Augen hinter der dunkel gerahmten Brille ist im Grunde sehr zurückhaltend und alles andere als originell. Man nennt sie inzwischen „Notorious RBG“ – die berüchtigte RBG.

Dabei hat sie sich bestimmt nicht darum gerissen, im Mittelpunkt zu stehen. Sie war eine der ersten Jura-Professorinnen der USA und wurde in den 70er Jahren recht bekannt, weil sie als Anwältin zugunsten von Frauen Gerichtsurteile erkämpfte, die maßgeblich für die Entwicklung der Frauenrechte in den USA wurden. Ihr brillanter Geist, ihr klares analytisches Denken und ihre Hartnäckigkeit machten sie zu einer wichtigen Fürsprecherin der Frauenbewegung und zu einer Kämpferin für die verfassungsmäßigen Rechte von Minderheiten.

Aber RBG wäre nicht sie selbst, wenn sie sich für irgendeine Richtung hätte vereinnahmen lassen. Sie blieb stets auf Distanz, betrachtete Recht und Gesetz als ihren Auftrag und hielt sich aus allen öffentlichen Grabenkämpfen heraus. Obwohl sie eine liberale Demokratin war und ist, gehören auch Konservative zu ihren besten Freunden. Erst in den letzten Jahren, seit dem Tod ihres Mannes, mit dem sie 50 Jahre zusammen war, und seitdem sie eine schwere Krankheit überstanden hat, hat sie ihre Scheu vor der Öffentlichkeit abgelegt, und manchmal scheint es, als genieße sie es ein wenig, sich feiern zu lassen.