THE LOST LEONARDO

Es war eine Sensation: Nach fast einhundert Jahren tauchte 2006 erstmals wieder ein neuer Leonardo am Markt auf, der einige Jahre später zum teuersten Gemälde aller Zeiten wurde. Zu schön um wahr zu sein? Vielleicht, wie Andreas Koefoed in seinem Dokumentarfilm „The Lost Leonardo“ zeigt, der die Absurditäten der Kunstwelt mitreißend seziert.

Ausgerechnet um eine Darstellung des segnenden Christi geht es in dieser Geschichte, ausgesprochen passend und auch ein bisschen ironisch. Denn in der Frage, ob es sich bei dem Gemälde Salvator Mundi tatsächlich um einen echten Leonardo handelt, geht es nicht zuletzt um Glauben. Denn wirklich betrogen, wirklich kriminell hat in dieser Geschichte kaum einer der Beteiligten gehandelt, vielmehr haben die Verkäufer des Bildes nicht mehr als die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass es sich bei dem 2005 wiederentdeckten Gemälde um einen echten Leonardo handelt – und die Käufer, erst der russische Milliardär Dmitry Rybolovlev, später der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman, glaubten oder wollten glauben, dass das Gemälde echt ist.

Eine sagenhafte Geschichte, die der dänische Dokumentarfilmer Andreas Koefoed in seinem Film nachzeichnet und dabei viel über die Unwägbarkeiten, die Abgründe des Kunstmarktes, aber auch um Wahrnehmung und die Lust, getäuscht zu werden erzählt.

Was machte aber den verlorenen Leonardo so besonders? Der Seltenheitswert. Während von einem modernen Maler wie Pablo Picasso tausende, wenn nicht zehntausende Werke existieren, auch die Impressionisten so viel malten, dass praktisch jedes halbwegs renommierte Museum der Welt ein Exemplar in der Sammlung haben kann, existieren von Malern früherer Jahrhunderte nur wenige Werke. Von Jan Vermeer sind gerade einmal 37 Gemälde anerkannt, von Leonardo da Vinci, einem der Säulenheiligen der Kunstgeschichte, maximal 15 und auch darunter sind Werke, die wohl nur zum Teil aus seiner Hand stammen.