WIR SIND JUDEN AUS BRESLAU

Kino mit Gästen: Regisseurin Karin Kaper.

Info für Lehrer/innen: Schulen können gerne für den 08.10. Sondervorstellungen buchen: bambikino@t-online.de

Fast ein ganzes Jahrhundert wird besichtigt. In ihrem neuen Dokumentarfilm lassen Karin Kaper und Dirk Szuszies über ein Dutzend 90-jährige, zum großen Teil berühmte Zeitzeugen, mit Schülern in Breslau zusammentreffen. Die Alten erzählen den Jungen aus der Zeit als sie in deren Alter waren: Sie wurden als Juden diskriminiert, kamen in Konzentrationslager oder schafften es, vorher zu flüchten. Alle bauten sich ein neues Leben im Ausland auf, wurden Wissenschaftler, Künstler, Publizisten. Die hier geknüpften Zeitschleifen sind enorm. In 14 Lebensläufen entsteht eine Reise um die halbe Welt. Eine bewegende, perspektivenreiche Dokumentation.

Anita steht am Bahnsteig des Hauptbahnhofs von Wrocław und erzählt mit ruhiger, klarer Stimme einer Gruppe von Jugendlichen aus Polen und Deutschland, was sie hier vor 74 Jahren erlebte. Damals hieß Wrocław noch Breslau und gab 1933 mehr Stimmen für Hitler ab, als jede andere deutsche Stadt. Gleichzeitig befand sich dort die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands. Im Jahr 1942 wurden Anitas Eltern im Konzentrationslager ermordet, sie wollte mit ihrer Schwester Erika im Zug nach Wien flüchten, aber die Gestapo ergriff die beiden am Bahnhof. Beide schluckten Zyankali, das ohne Wirkung blieb, weil ein Freund es vorher gegen eine Zuckerlösung ausgetauscht hatte. Die Schwestern kamen ins Zuchthaus, dann in die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen Belsen. Überleben konnten sie nur, weil Anita dort im Lagerorchester spielte. Sie war eine der ersten, die in der BBC über die Konzentrationslager berichtete: „Wir hatten Angst, dass uns das niemand glauben würde.“

Nach ihrer Befreiung ging Anita Lasker nach London, wurde eine berühmte Cellistin, schrieb ein Buch über ihr Überleben. Wie die meisten der insgesamt 14 Zeitzeugen, die hier zu Wort kommen. Zu ihnen gehören die bekannten Historiker und Publizisten Fritz Stern, Abraham Ascher, Guenter Lewy, Walter Lacquer, Renate Lasker-Harprecht.