CONTRA

My Fair Lady im 21. Jahrhundert: Hier wird die Story vom hyperintelligenten Lehrer und seiner lernfähigen Schülerin, die er nach seinen Vorstellungen heranbilden will, so richtig aufgepeppt und bietet eine Paraderolle für Christoph Maria Herbst – er ist der zynische Professor. Nilam Farooq hält als seine Studentin nicht nur locker mit, sondern selbstbewusst dagegen und setzt mit ihrer frischen, sympathischen Art eigene Akzente.

Diese intelligente Komödie macht sehr viel Spaß! Gekonnt und mit gutem Timing inszeniert von Sönke Wortmann, bietet „Contra“ wunderbar geschliffene Dialoge und eine Art Rhetorik-Grundkurs fürs Publikum. Zusätzlich gibt es durchaus realistische Einblicke in die Abgründe der bundesdeutschen Universitätsszene und ein bisschen Sozialkritik.

Ein rundum gelungenes Kinovergnügen.

Das hat er nun davon: Der rundum mit allen rhetorischen Mitteln bestens ausgestattete Professor Pohl muss sich vor dem Disziplinarausschuss verantworten, weil er eine Studentin im Hörsaal beleidigt hat, und zwar rassistisch, sexistisch und religionsfeindlich – also mit der vollen Breitseite eines hoffnungslos antiquierten, bildungsbürgerlich patriarchalen Elitedenkens. Für sein Fehlverhalten gibt es nicht nur genügend Zeugen, sondern auch noch ein Video, das ein Kommilitone in Umlauf gebracht hat. Der Shitstorm läuft bereits auf vollen Touren. Hier hilft nur eins: die Vorwärtsverteidigung. Pohl, der sich seiner Schuld keineswegs bewusst ist, lässt sich überreden, die junge Studentin unter seine Fittiche zu nehmen und für die Teilnahme an einem Debattierwettbewerb zu trainieren, um im vorauseilenden Gehorsam dem Disziplinarausschuss den Wind aus den Segeln zu nehmen und seine drohende Entlassung zu verhindern. Aber wie kann er sie davon überzeugen mitzumachen und bei ihm Rhetorik zu lernen? Und wer ist überhaupt diese Studentin? – Naima hat ihren ersten Tag an der Uni, sie hat lange davon geträumt, Jura zu studieren. Als Kind einer Einwandererfamilie lebt sie in beengten Verhältnissen in einem Vorstadt-Wohnsilo, sie kümmert sich um ihre Geschwister und hat schon mit der Bewältigung ihres Alltags alle Hände voll zu tun.

Die Gegner stehen im Ring, der Kampf kann beginnen. Nur auf den ersten Blick sind die Rollen ungleich verteilt. Auf der einen Seite steht der Professor, ein Unsympath, den der Standesdünkel wie ein silbrig funkelnder Overall umhüllt. Doch dieser starke Mann ist bereits angeschlagen. Sein Fehlverhalten hat ihn angreifbar gemacht. Auf der anderen Ringseite: die Studentin. Sie ist weitaus stärker, als es auf den ersten Blick aussieht, denn sie hat ihre Kommilitonen auf ihrer Seite, auch wenn sie – im Gegensatz zu ihrem streitsüchtigen Gegner – überhaupt kein Interesse an einer Konfrontation hat. Und sie verfügt über eine beachtliche Energie. Doch statt sich im Hörsaal gegen den ollen Zausel zu wehren, hat sie sich einfach hingesetzt, entgeistert und vollkommen perplex, keines Wortes mächtig. Und hier liegt das Problem, für dessen Lösung sich Professor Pohl anbietet. Er will ihr zeigen, wie sie sich mit Worten durchsetzen kann, ihr eine Art Grundausrüstung fürs künftige Berufsleben geben. Schließlich lässt sich Naima überzeugen und macht mit. Die erste Runde des Debattierwettbewerbs steht kurz bevor, und es gibt viel zu tun.

(An der Abendkasse im Kino ist nur Barzahlung möglich.)