Snowden

Snowden

Er ist der Wut-Filmer von Hollywood: Von Vietnam bis zur Wall-Street, von „Nixon“ über Castro bis „J.F.K“ reicht das Spektrum von Oliver Stone. Zu seinem 70sten Geburtstag präsentiert das Schlachtross des politischen Kinos nun als zwanzigstes Werk ein Bio-Pic über Edward Snowden.

Die Enthüllungen des Whistleblowers über die Abhörmethoden des US-Geheimdienstes NSA sorgten weltweit für Schlagzeilen. Für die einen ist er ein Verräter, für die anderen ein Held. Allemal der perfekte Stoff, aus dem provokante Polit-Thriller sind. Und diese Klaviatur beherrscht Stone bekanntlich bestens. So wurde „Snowden“ sehenswerter, bilderstarker und spannungsreicher radikaler Aufklärungsunterricht der ambitionierten Art, der sein Publikum finden sollte!

In Hollywood bekam der dreifache Oscar-Gewinner für seinen brisanten Polit-Thriller einen Korb. Ausgerechnet in Bayern erhielt Oliver Stone künstlerisches Asyl und Fördergeld für sein Bio-Pic über den Whistleblower Edward Snowden. Im Unterschied zu der oscarprämierten Dokumentation „Citizenfour“ geht es nicht nur um die aktuelle Momentaufnahme, vielmehr erzählt Stone von 2004 bis 2013 die Geschichte jenes jungen Mannes, der sich vom strammen Patrioten zum Verräter aus Gewissensgründen entwickelte. „I used to work for the government. Now I work for the public”, verkündete der Ex-Agent via Twitter.

Ursprünglich träumte Snowden davon, Soldat einer Eliteeinheit zu werden und in den Irak-Krieg zu ziehen. Dann bricht er sich während der knochenharten Ausbildung prompt beide Beine, die Kämpfer-Karriere geht abrupt zu Ende, bevor sie beginnt. Der moderne Kriegsschauplatz ist freilich überall. Darum heuert der gelernte Informatiker beim Geheimdienst an, um die bösen Buben auszuspähen. Snowden hat Talent und macht schnell Karriere. „Das nächste 9/11 ist euer Fehler. So wie das letzte unser Fehler gewesen ist“, tönt einer seiner Vorgesetzten. Dessen Absicht ist klar: Brutalstmögliche Sammlung aller verfügbarer Daten, und das weltweit. Den Gegenpol zur nimmersatten Datenkrake namens NSA erlebt Snowden bei seiner neuen Freundin Lindsay, die sich als überaus leidenschaftliche Vertreterin liberaler Werte erweist. Ihm selbst kommen freilich zunehmend Zweifel bei seiner Arbeit. „Ich lag falsch“, erkennt der idealistische Agent enttäuscht, als Hoffnungsträger Obama seine Geheimdienste eben nicht an die Kette legt und von Datenschutz und Privatsphäre nur noch wenig wissen will.